Nach dem autoaggressiven Auftritt der 96er bei der 3-5-Selbstverstümmelung am 16. Spieltag in Mönchengladbach hat Hannover 96 ausschließlich gegen Krisenclubs gespielt. Zehnmal verließ man als Verlierer den Platz. Eine Übersicht.
Für potentielle Abstiegskandidaten und Mittelklassevereine ist 96 die effektivste Krisenreaktionskraft der Fußball-Bundesliga.
Erste Mission: VfL Bochum. Nur einen Sieg aus den letzten neun Bundesligaspielen hatten die Bochumer vor der Auswärtspartie bei Hannover 96 am letzten Spieltag der Hinrunde verbuchen können. Auch unter ihrem neuen Trainer Heiko Herrlich wollte es einfach nicht vorangehen. Im Niedersachsenstadion lag man zur Halbzeit schon mit 2-0 hinten, ging aber nach drei Toren in der zweiten Halbzeit noch als Sieger vom Platz. Heiko Herrlich hatte mit seinen Bochumern einen schönen Winter und verlor auch die nächsten sieben Spiele nicht. Mission accomplished.
Für fußballerische Misserfolgsserien ist die deutsche Hauptstadt stilprägend. Nach dem Auftaktsieg gegen die Roten am ersten Spieltag tingelte Hertha BSC 16 Spiele erfolglos durch die Bundesliga und befand sich auf dem besten Weg, dem Lokalrivalen Tasmania den Titel „Schlechteste Bundesligamannschaft aller Zeiten“ zu entreißen. Am ersten Rückrundenspieltag kreuzten sich dann wieder die Wege mit Hannover 96. Hertha gewann deutlich mit 3-0. Glückliche Berliner dankten es 96 mit dem Lied von der doch nicht absteigenden Hertha.
Mainz war ebenso wie Nürnberg vor dem Duell mit 96 (1-0 für Mainz bzw. 3-1 für den 1. FCN) sechs Spiele ohne Sieg geblieben. Kleine Randnotiz: Die Clubberer konnten während dieser Durststrecke nur ein einziges Törchen erzielen. Hoffenheim konnte vor dem 2-1 gegen 96 sieben Spiele keinen Dreier einfahren. Zudem war man bis dahin in der Rückrunde ohne Punkt und Tor geblieben und zierte das Ende der Rückrundentabelle. Auch der 1. FC Köln schwamm vor seinem souveränen 4-1 Sieg keineswegs auf einer Erfolgswelle. Siebenmal hatte man in der Bundesliga zuvor nicht gewinnen können.
„Das sind ja auch alles Kellerkinder, die bekanntermaßen stolze Misserfolgsserien produzieren“, mag mancher einwenden. Doch hat 96 mitnichten nur die Krisen chronisch erfolgloser Clubs kuriert. Werder Bremen überrollte 96 im Niedersachsenstadion mit 5-1 und hatte zuvor nur einen Sieg aus den letzten acht Bundesligaspielen errungen. Gegen den Tabellenletzten Hertha BSC. Auch der Deutsche Meister VfL Wolfsburg konnte in den elf Bundesligaspielen vor dem Niedersachsenduell nur einmal drei Punkte holen. Seit dem Sieg in Hannover geht es für die Wolfsburger dagegen spürbar bergauf. Der BvB war vor dem 4-1 gegen die Roten etwas aus der Spur gekommen und hatte drei Matches in Serie verloren. Bescheiden nahmen sich im Vergleich dazu die vorangegangenen Misserfolge des VfB Stuttgart aus: Nach zwei Spielen ohne Sieg in der Bundesliga und einer 0-4-Klatsche in Barcelona war Hannover 96 der optimale Aufbaugegner.
Zwei Siege der Roten gegen Krisenclubs der Liga wollen wir an dieser Stelle nicht verschweigen. 2-1 schlug man in der Schlussphase nur noch zu neunt spielende Frankfurter, nachdem die SGE nur einen Punkt aus den letzten drei Bundesligaspielen geholt hatte. Im Breisgau konnte man dank Papiss Demba Cissé bei zehn Spiele sieglosen Freiburgern ebenfalls einen Dreier einfahren. Wenigstens einen Bann halfen die Roten beim 2-1 im März 2010 zu brechen: Seit Mitte Oktober 2009 war der SC Freiburg ohne Heimtor geblieben. Seinerzeit erzielten die Freiburger in der Nachspielzeit gegen sich in Gedanken bereits im Mannschaftsbus befindliche Münchener Bayern einen bedeutungslosen Anschlusstreffer.
Nächster Einsatzort der hannoverschen Krisenreaktionskräfte: Hamburg. Dem Hamburger SV geht in den letzten Spielen zusehends die Puste aus. Die letzten drei Bundesligabegegnungen konnte man nicht gewinnen, in den elf Rückrundenpartien holte man nur 13 Punkte. HSV-Trainer Labbadia steht in der Kritik, Spiegel-Online sieht die Hamburger in der Krise. Hört sich nach einer durchaus lösbaren Aufgabe an.
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