Weblogs sind bekanntlich oftmals schrecklich selbstreferentiell. A kommentiert einen Artikel von B, der einen Beitrag von C unter die Lupe nimmt, der darüber berichtet hatte, was der gute A so schreibt. Ist klar was gemeint ist. Auch wenn sechsundneunzig nicht vorrangig um sich selbst und die Fußballbloggerei kreisen möchte, macht es da letztlich auch keine Ausnahme. Und so kommt es, dass ich hier ein paar Zeilen zu einem Artikel des mittlerweile im Hertha-Blog aufgegangenen Blogs Welt Hertha Linke schreiben möchte. „Zehn Gründe Hannover 96 zu hassen.“
Erfahrene Fußballblogleersauger werden jetzt natürlich fragen: „Wieso kommt er denn jetzt mit dieser ollen Kamelle von April 2008?“ Das kann ich in einem Satz erklären. Schuld ist Martin Kreiensen, der jüngst in seinem Fußballblog „Die Roten“ unter Hinweis auf den besagten Artikel feststellte, dass der Blog Welt Hertha Linke unsere Roten in der 1. Bundesliga mit Sicherheit nicht vermissen werde und politisch korrekt, wenngleich auch mit etwas hohem Moralingehalt so meinte, dass er „Hass ein wenig krass finde“, woraufhin Enno vom Hertha-Blog einwandte, der ganze Beitrag sei „doch eher humoristischer Natur“, so dass ich wiederum schlussfolgerte, dass dort reizvolle Fiesheiten über Hannover und 96 klassischer Art (Stadt ohne Eigenschaften, graue Maus der Liga) mit ein paar kreativen Sprenkel (in Hannover an der Leine haben die Mädchen dicke Beine) zu finden sein müssten, da die Herthaner in ihrem Blog ansonsten eigentlich anders als auf dem Fußballfeld recht flüssig vor sich hinkombinieren und ich mich deshalb entsprechend vorfreute.
Die meisten der zehn Hassgründe kommen dann leider etwas sehr konventionell daher. Martin Kind und AWD sind böse, mit Thomas „Die Ratte“ Brdaric kommen die nicht als Fairplay-Meister in Betracht, die haben Hertha mit 0:0 ohne ersichtlichen Grund aus der Champions-League gemauert etc. Aber unter drittens fährt die Wilmersdorfer Witwe unter den Berliner Fußballvereinen dann die drei Punkte für die alte Reichshauptstadt ein: Die hannoversche Fankurve falle „vor allem durch homophobe und rassistische Sprüche auf.“ Klasse! Und außerdem schalten sie das Flutlicht ab, wenn ihre rassistischen Ausfälle zu nichts führen, möchte man hinzufügen. Diese Hertha-Jungs haben echt Humor, denke ich mir und denke im nächsten Moment schon wieder etwas anderes als ich mir die dem Artikel folgenden Scharmützel im Kommentarbereich mit orthographisch auf Attacke spielenden 96ern anschaue, nämlich dass das wohl alles gar nicht hintersinnig selbstironisch gemeint ist. Auch irgendwie komisch. Wir Wilmersdorfer Witwen verteidigen Berlin, sonst wär’n wir längst schon hannöversch schwarzweißgrün!
„Hass ein wenig krass finde“ reimte sich einfach so schön. Da konnte ich nicht widerstehen 😉
Völlig richtig, den hätte ich auch nicht liegen lassen. Und „ein wenig krass“ ist es ja auch in der Tat, wenn Herthaner die Rassismuskeule schwingen. Vielleicht findet sich ja auch noch ein Blogger des BFC Dynamo, der sich darüber beklagt, dass die 96er gar nicht am Fußball, sondern nur an den anschließenden Feld-, Wald- und Wiesen-Kloppereien in der Eilenriede interessiert seien.