Der Vertrag von 96-Keeper Florian Fromlowitz (24) läuft am Ende der Saison aus. Beide Seiten sind offenbar daran interessiert, den Vertrag zu verlängern. Jörg Schmadtke hat laut Bild angekündigt, Anfang Februar mit Fromlowitz’ Berater Michael Serr über die Details zu verhandeln. Doch ist es für 96 überhaupt sinnvoll, auch in Zukunft auf Fromlowitz zu bauen?
Unfairer Vergleich mit Enke?
Gegen Kritik an Fromlowitz wird geradezu reflexhaft angeführt, dass es unfair sei, ihn an Robert Enke zu messen. Mit Fromlowitz habe man einen schon jetzt soliden und weiter entwicklungsfähigen Torhüter. Mehr könne ein zum Bundesligadurchschnitt gehörender Club wie Hannover 96 nicht verlangen.
Robert Enke war ein Torwart mit internationalem Format, er war ein Glücksfall für Hannover. Einen Torhüter mit einem solchen Niveau kann man im Trikot von Hannover 96 nicht erwarten. Daher sollten auch an Fromlowitz keine überzogenen Ansprüche gestellt werden. Doch kann dies auf der anderen Seite nicht bedeuten, dass man Fromlowitz’ sportliche Defizite nur deshalb verschweigt, weil er letzte Saison Robert Enke im Tor von Hannover 96 nachfolgte. Bei einer unaufgeregten Analyse seiner sportlichen Stärken und Schwächen müssen Zweifel daran aufkommen, dass Fromlowitz das Zeug zu einem ordentlichen, vielleicht sogar überdurchschnittlichen Bundesligatorhüter hat.
Modernes Torwartspiel sieht anders aus
Besonders gravierend sind Fromlowitz‘ Defizite bei der Strafraumbeherrschung. Zumeist klebt er auf der Linie, wenn hohe Bälle in den 96-Strafraum segeln. Verlässt er seinen Fünfmeterraum doch einmal, muss man erst Recht zittern. Bei Standards wird es für die 96-Defensive daher schnell richtig gefährlich. Insgesamt ist man hier zwar um einiges sattelfester als letzte Saison geworden, als nahezu jeder hohe Ball in den Strafraum für Aufregung sorgte, jedoch ist dies vor allem das Verdienst der stabileren Innenverteidigung. Wenig trug dazu Florian Fromlowitz bei, der weiterhin zappelig wirkt und keine Ruhe ausstrahlt. Sein Torwartspiel ist dabei alles andere als modern. Er ist ein unterdurchschnittlicher Fußballer, bei Rückpässen damit ein steter Unsicherheitsfaktor. Auch beim Ablaufen langer gegnerischer Pässe verschätzt er sich von Zeit zu Zeit. Fromlowitz ist nicht in der Lage, mit seinen Abschlägen oder Abwürfen das Spiel zu eröffnen – von der Gefährlichkeit eines Manuel Neuer ist er Lichtjahre entfernt. Schwächen hat er letztlich auch in 1:1-Situationen – aus der letzten Saison sind einige Beinschüsse in unangenehmer Erinnerung geblieben.
Unsicherheiten und Blackouts in der Vorrunde
Fromlowitz leistete sich in der Hinrunde nicht selten Unsicherheiten, auch Gegentore musste er auf seine Kappe nehmen. Gegen Stuttgart konnte sich Fromlowitz beim überragenden Ya Konan bedanken, dass sein Blackout 96 keine Punkte kostete. Anders war dies am 4. Spieltag: Fromlowitz rutschte in Wolfsburg beim Herauslaufen aus, Dzeko konnte den Ball zum vorentscheidenden 2:0 ins leere Tor schieben. Ein Tor, das der Kicker übrigens als bizarr bezeichnete. Am Wochenende zuvor sah Fromlowitz beim späten Ausgleich durch einen von Helmes getretenen Freistoß zumindest unglücklich aus. Insgesamt gehört Fromlowitz damit bisher zu den schwächeren Bundesligatorhütern. Dementsprechend befindet er sich bei der aktuellen Kicker-Rangliste nicht einmal im Blickfeld und zählt damit nicht zu den besten 11 Keepern der Bundesliga.
Gerry-Ehrmann-Torwartschule
Sicherlich populär ist der Hinweis, dass der erst 24-jährige Fromlowitz zurzeit noch einen Reifeprozess durchlaufe und die besten Torhüterjahre noch vor sich habe. Doch wird Fromlowitz sein Spiel in Zukunft tatsächlich noch erheblich verbessern können? Fromlowitz ist Absolvent der Gerry-Ehrmann-Torwartschule. Ein moderner Keeper wird aus ihm eher nicht mehr werden. Hinzu kommt, dass Fromlowitz mit seinen 1,80m wohl niemals ein Meister der Strafraumbeherrschung sein wird; auch Torwarttrainer Jörg Sievers hatte hier nicht gerade seine Stärke. Auf der Habenseite können in Kaiserslautern ausgebildete Torleute sicherlich ihre guten Reflexe und starke Physis verbuchen. Dies gilt grundsätzlich auch für Fromlowitz. Dennoch muss man auch hier in Frage stellen, ob Fromlowitz die Explosivität eines Tim Wiese oder die körperliche Präsenz eines Roman Weidenfeller erreichen kann.
Alleine die Tatsache, dass Fromlowitz erst 24 Jahre ist, kann daher kein Argument für sein Entwicklungspotential sein. Zumal auch Nationaltorwart Manuel Neuer wie Fromlowitz Jahrgang 1986 ist, Adler Jahrgang 85 – mit ihnen kann sich Fromlowitz nicht ernsthaft messen. In der Kicker-Rangliste sind mit Tobias Sippel (22), Oliver Baumann (20) und Thomas Kessler (24) zudem drei weitere junge Torhüter stärker eingeschätzt worden. Zu ihnen kommt noch Thomas Kraft (22), der in der Rückrunde offenbar im Tor von Bayern München stehen wird; auf seine Leistungen darf man ebenfalls gespannt sein. Weitere Torhüter werden aus dieser Generation in den nächsten Jahren noch dazustoßen. Genannt werden können etwa Sven Ulreich vom VfB Stuttgart (22) oder Ralf Fährmann (22) von Eintracht Frankfurt, der bei seinen fünf bisherigen Einsätzen in dieser Saison einen soliden Eindruck hinterlassen hat.
Großer Kreis fähiger Torhüter
In den Toren der Bundesligavereine werden in den nächsten Jahren aber nicht nur Torhüter der Generation Neuer/Adler stehen. Auch die Keeper älterer Jahrgänge (Weidenfeller, Wiese, Drobny, Schäfer etc.) sollte man nicht vergessen. Neue Torwarttalente werden nachwachsen. Dieser Kreis potentieller Bundesligakeeper erweitert sich, wenn man noch ausländische Torhüter mit in den Blick nimmt. Auch ein Club aus dem vermeintlichen Bundesligadurchschnitt wie Hannover 96 sollte daher seine Möglichkeiten auf der Torwartposition genau prüfen.
Würde die Verpflichtung eines Torwarts für Unruhe sorgen? Wer könnte für 96 in Frage kommen? Fortsetzung folgt…
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Natürlich hatte Fromlowitz eine schwere Zeit sich nach Enkes Tod zu behaupten. Bin aber echt froh, dass wir jetzt den Zieler haben. Der strahlt einfach Ruhe aus und wirkt sehr spuverän für sein Alter. F. Fromlowitz kann meinetwegen gehen. Wäre wohl auch besser für ihn irgendwo anders zu spielen, wo er mehr Spielpraxis sammeln kann.
Es sieht so aus, als wenn sich die schicksalhaft miteinander verwobenen Pfade von Hannover 96 und Eintracht Frankfurt auch in der hier und im Zieler-Beitrag angesprochenen Sache kreuzen würden. Nachdem der SGE-Keeper Ralf Fährmann die Eintracht mit haarsträubenden Fehlern und überflüssigen gehaltenen Elfern in die zweite Liga getorhütert hat, darf er jetzt die viel zu großen Schuhe von Neuer bei Schalke füllen. Vielen Dank für das stetige in die Mitte abklatschen und viel Spass mit Metzelder in der IV.
Der Frommel ist Favorit des Boulevards für die Nachfolge im Zweitligator am Main. Wäre ein vernüngtig bezahlter Job, aber im ersten Spiel der neuen Saison steht dann wieder Oka Nikolov im Tor. Wenigstens müssten sich die Verteidiger nicht umstellen, denn auf der Linie kleben und unter der Flanke durchlaufen sind in Frankfurt gelebte Torhütertradition, gell Oka? Nur die schlafpillenhafte Ruhe im Strafraum würde duch den Hibbel Fromlowitz erheblich gestört. Ich empfehle den Ausgleich im Heimspiel gegen Leverkusen durch Helmes aus der letzten Saison als Anschauungsmaterial. Der Florian F. rempelt jeden Verteidiger an, zerrt jeden Mitspieler panisch am Trikot, schreit rum, macht jeden wuschig und stellt sich dann so blöde hin, dass der Helmes flach in die Torwartecke schiessen kann. Eintracht F? Passt also.
Ich meine, dass Fährmanns Weggang für Frankfurt schon einen beträchtlichen Verlust darstellt. Mal schauen, ob die Schalker ihren Neueinkauf gleich so richtig fertigmachen und ihm Mad Jens in den Nacken setzen. Almunia wacht seit dem letzten Kurzauftritt Lehmanns bei Arsenal nachts oft schweißgebadet auf, munkelt man. Frommel sehe ich irgendwie noch nicht bei der SGE. Der Torwartmarkt gibt einiges her – und auch Frommel hat das nicht verdient.