Die Auszeichnung „Coolster Ground Europas“ wird wohl auch diese Saison wieder knapp am Niedersachsenstadion vorbeigehen. Dafür begann die Sause nach dem wunderschönen 3:1 gegen die Clubberer im letzten Heimspiel dieser überragenden Saison vielleicht etwas zu ndr2-haft. Doch wollen wir gar nicht meckern: Zwar hatte der Vollplayback-Auftritt der älteren Herrschaften von Fury in the Slaugtherhouse ein wenig von Mini-Playbackshow, doch schäme ich mich überhaupt nicht dafür, dass ich trotzdem Gänsehaut hatte, als die Nordkurve in den Refrain einstimmte. „Won’t forget these days“ trifft das 96-Gefühl dieser Saison nämlich ziemlich gut (bitte jetzt aber nicht in der nächsten Saison totnudeln) und Hannoverbezug hat die Nummer schließlich auch. Immerhin haben uns die NDR-Hippster nicht den Dirty-Dancing-Schmachtfetzen „Time of my life“ aus ihrem 80er-Jahre-Zombieprogramm aufgezwungen. Abwegig? Ich meine nicht!
Spätestens die gediegene Pyroshow im Oberrang vertrieb dann alle Gedanken an eine Ü40-Party. Beantwortet wurde damit auch die Frage, ob Pyro Not tut. Hannoversche Pyroshow eindeutig ja, schwachsinnige (Marcel Reif) Brandstifterei von Frankfurtern klares nein. Letztere sollte mit Platzsperre und Punktabzug geahndet werden. Wo der Unterschied liegt, brauche ich hier wohl nicht weiter auszuführen.
Zum Schluss hatten die Ultras 96 also wieder ordentlich lieb. In der ersten Halbzeit hatten sie dagegen noch gestreikt. Stimmungsboykott war angesagt, weil Hannover 96 gegen 17 Rabauken ein Stadionverbot ausgesprochen hat, obwohl die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zuvor eingestellt worden sein sollen. Da bangten die Ultras natürlich nicht nur um unseren Rechtsstaat, sondern waren auch ziemlich empört. Und zwar zu Recht!
Mit einer schönen Choreo verabschiedeten die Fans der Clubberer Marek Mintal.
Die Stimmung war jedenfalls schon in der ersten Halbzeit ganz vernünftig. Merke also: Ultras basteln schön, schwenken ausdauernd Fahnen und zündeln gerne, singen aber gar nicht so laut wie man meinen könnte. Fairerweise muss man jedoch sagen, dass in der zweiten Halbzeit der Support noch besser wurde. Zum Schluss war er so gut, dass sogar unser Trainer Mirko Slomka zum Mikro griff (Mikro Slomka?) und übrigens überraschend textsicher ein Eurobabogal anstimmte. In Dortmund grölte Meistertrainer Klopp dem Vernehmen nach „Rubbeldiekatz am Borsigplatz“ noch am Dienstag Morgen bis zur Besinnungslosigkeit, auf Schalke lernt Professor Rangnick für einen möglichen Pokalsieg gerade alle Strophen von „Opa Pritschikowski“ auswendig. Hätte es so früher nicht gegeben, schöne Entwicklung. Für die EM 2012 erwarte ich, dass Jogi Löw mit Leuchtmunition im Stadion herumballert.
Vollkommen richtig war es, dass 96-Präsi Kind unserem Oberbürgermeister einen Korb gab und die Roten nach dem letzten Heimspiel nicht als frischgebackener Saisonvierter vom Rathausbalkon grüßten. Auf den Rathausbalkon gehört eine Mannschaft nur, wenn sie einen Titel geholt hat. Bierduschen reichen völlig aus und wer es etwas vornehmer mag, der schüttet das Pils eben, wie es die edlen Leinestädter tun, aus Schampusflaschen dem Kollegen über den Schädel. Wem das nicht genügt, der soll doch Fan von Mainz 05 werden.